Ein Blitzeinschlag, ein Sturm oder ein beschädigtes Stromkabel und schon steht ein Betrieb ohne Elektrizität da. Was sich im ersten Moment nach einer Banalität anhört, kann für Landwirte zum Horrorszenario werden. Ob Melkroboter, Lüftungsanlagen oder Tränkesysteme – viele essentielle Funktionen im landwirtschaftlichen Betrieb sind von der Stromversorgung abhängig. Damit es nicht zu Schäden und Belastungen während eines Stromausfalls kommt und das Tierwohl gewahrt werden kann, ist es für Landwirte wichtig, sich mit einem Notstromaggregat vorzubereiten. Doch welche Kriterien sollte man bei der Auswahl eines Generators achten? Wir erklären Ihnen, worauf es ankommt.
Bei der Auswahl eines Notstromgenerators für den landwirtschaftlichen Betrieb ist es wichtig, verschiedene Kriterien zu beachten. Zum einen ist es natürlich ausschlaggebend, dass der Generator genügend Leistung besitzt, um zumindest alle essentiellen Geräte und Maschinen zuverlässig mit Strom zu versorgen. Für den landwirtschaftlichen Bereich sind aber besonders zwei weitere Kriterien ausschlaggebend: Frequenzstabilität und Unterbrechungszeit.
Insbesondere Steuerungscomputer und Regeleinrichtung, wie sie häufig in Melkrobotern, aber auch Belüftungs- und Fütterungsanlagen eingesetzt werden, können sehr empfindlich auf Frequenzschwankungen reagieren. Auch die Unterbrechungszeit muss beachtet werden: Bei einem zwangsbelüfteten Ställen oder Melkrobotern sollte die Notstromversorgung möglichst gering sein - ist der Notstromaggregat nur zur Versorgung von Fütterungsanlagen oder konventioneller Melktechnik gedacht, können auch größere Zeitfenster unter Umständen toleriert werden.
Bei der Auswahl eines geeigneten Notstromaggregats ist insbesondere die Leistungsfähigkeit eines der wichtigsten Entscheidungskriterien. Deshalb muss man vorab genau berechnen, wie viel Leistung der Betrieb im Notfall benötigt, um alle wichtigen Funktionen mit Strom versorgen zu können. Dafür addiert man die Leistung aller Geräte, die an das Notstromaggregat gekoppelt sind, miteinander.
Damit es im Falle eines Stromausfalls nicht zur Unterversorgung kommt, empfiehlt es sich, einen Sicherheitszuschlag von etwa 25% anzurechnen. Zudem sollten besonders größere Betriebe darüber nachdenken, den Leistungsbedarf ihres Notstromaggregats von einem Fachmann berechnen zu lassen. Dieser kann auch Empfehlungen dazu abgeben, ob es sinnvoll ist, nicht essentielle Geräte mit großer Laufleistung (z.B. Güllerühranlagen) so abzusichern, dass sie im Notstrombetrieb nicht zugeschaltet werden und den Generator dementsprechend nicht zusätzlich belasten.
Damit die Notstromversorgung im Ernstfall reibungslos funktioniert, ist eine fachgerechte Installation essenziell. Empfehlenswert sind beispielsweise eine Haus- und Feldumschaltung und ein Über- und Unterspannungsschutz. Zudem lohnt es sich besonders bei zwangsbelüfteten oder abgelegenen Ställen sowie bei Melkrobotern auf eine unterbrechungsfreien Stromversorgung („USV-Geräte“) zu setzen. Diese können den kurzen Zeitraum, der zwischen dem Stromausfall und dem Start des Gerätes entsteht, überbrücken und garantieren so eine lückenlose Stromversorgung für empfindliche Strukturen.
Auch die Wahl des Standortes sollte beim Aufstellen eines Notstromaggregates bedacht werden. Damit die Stromversorgung des Betriebes sichergestellt werden kann, sollten mobile Aggregate stets in der Nähe der Anschlussstelle aufgestellt und frei zugänglich sein. Wählt man ein stationäres Gerät, sollte man bei der Standortwahl Punkte wie die Be- und Entlüftung, den Lärmschutz, die Abgasführung oder die Zugänglichkeit beachten. Zudem ist es auf landwirtschaftlichen Betrieben, insbesondere wenn die Notstromaggregate in Stallgebäuden aufgestellt werden, notwendig, darauf zu achten, dass diese einen ausreichenden Schutz vor Staub, Nässe und anderen Verunreinigungen aufweisen.
Notstromaggregate gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, die je nach Bedarf und Betriebsgröße ausgewählt werden sollten. In der Landwirtschaft unterscheidet man insbesondere zwei Kategorien: Stationäre Dieselaggregate und Zapfwellengeräte, die mit dem Traktor angetrieben werden können.
Stationäre Dieselaggregate haben den großen Vorteil, dass sie bei Bedarf automatisch starten können, falls es zu einem Stromausfall kommt. Das ist besonders bei empfindlichen Maschinen, aber auch bei abgelegenen Ställen oder Notfällen mitten in der Nacht ein riesiger Vorteil. Zudem gibt es die stationären Dieselaggregate in verschiedensten Ausstattungsvarianten und Leistungsklassen erwerben, sodass sie optimal an die Bedürfnisse des jeweiligen Betriebs angepasst werden können. Stationäre Notstromaggregate gibt es alternativ auch in der benzin- oder gasbetriebenen Variante. Diese sind jedoch gerade auf landwirtschaftlichen Betrieben eher selten üblich.
Zapfwellenaggregate, die über den Traktor angetrieben werden können, sind in der Landwirtschaft weit verbreitet. Der große Vorteil: Die Anschaffungskosten sind deutlich geringer als bei einem stationären Gerät. Sie gelten zudem als weniger wartungs- und pflegeaufwendig. Allerdings haben diese Geräte den großen Nachteil, dass sie im Notfall erst einmal am Traktor montiert und eingeschaltet werden müssen - so kann es dazu kommen, dass der Betrieb zeitweise ohne Strom ist. Auch die richtige Dimensionierung der Schleppergröße ist zu beachten: Die Schleppergröße in kW sollte etwa doppelt so groß sein wie die erforderliche Generatorleistung in kVA.
Zwar besitzen viele Betriebe auch Photovoltaikanlagen, diese sind aber kaum für die Notstromversorgung geeignet. Insbesondere da Notstrom häufig aufgrund von extremen Wetterlagen, beispielsweise Gewittern oder Stürmen, notwendig wird, ist eine sichere Überbrückung mit Photovoltaikanlagen nicht möglich, da diese bei diesem Wetter keine bis wenige Leistung liefern. Die Anschaffung von großen Energiespeichern, die einen Betrieb im Notfall mehrere Stunden lang mit Strom versorgen können, ist finanziell bisher auch unattraktiv.
Ein Notstromaggregat ist nur so gut wie seine Wartung. Regelmäßige Inspektionen und Testläufe sind notwendig, um sicherzustellen, dass das Aggregat im Notfall einwandfrei funktioniert. Sowohl bei stationären als auch zapfwellenbetriebenen Anlagen wird eine Testbetrieb alle vier bis sechs Wochen empfohlen. Dieses dient nicht nur der Überprüfung des Gerätes, sondern hilft dem Landwirt auch einen Ablaufplan für den Ernstfall zu entwickeln. Zudem haben die Tiere die Möglichkeit, sich an die ungewohnten Geräusche des Generators zu gewöhnen, was zu weniger Stress im Ernstfall führt.
Die Anschaffung eines Notstromaggregats kann mit erheblichen wirtschaftlichen Kosten für den Betrieb verbunden sein, ist aber eine unverzichtbare Investition. Wer vor dem Kauf eines Notstromaggregats steht, sollte sich neben der Auswahl des richtigen Modells auch mit möglichen Fördermitteln auseinandersetzen. Tatsächlich gibt es immer wieder Förderprogramme für die Investition in Notstromgeneratoren, die einen Teil des Anschaffungspreises übernehmen. Hier lohnt es sich, die Augen aufzuhalten.