Die meisten Traktoren werden meistens mit klassischer Vorderradlenkung angeboten. Doch immer mehr Traktorenhersteller bieten auch Modelle mit Knicklenkung an. Doch welche Vorteile hat diese Art der Lenkung? Und welche Traktoren werden als Knicklenker angeboten? Diese und weitere Fragen beantworten wir.
Der Begriff Knicklenkung bezeichnet eine Form der Fahrzeuglenkung, die häufig bei Spezialtraktoren genutzt wird. Bezeichnend für diese Form der Lenkung ist, dass der Schlepper aus zwei Teilen besteht, die durch ein Gelenk verbunden sind. Die Richtungsänderung wird dabei wie gewohnt über die Vorderräder eingeleitet, dabei “knickt” jedoch das Gelenk ein und das hintere Fahrzeugteil wird spurtreu nachgezogen.
Die Knicklenkung zeichnet sich durch mehrere Vorteile gegenüber der Vorderradlenkung aus: Besonders der kleine Wendekreis und die daraus resultierende hohe Manövrierfähigkeit zeichnen diese Art der Lenkung aus. Besonders häufig wird sie daher in Traktoren mit vier gleich großen Rädern verbaut. Durch die gleich großen Räder haben diese Schlepper bei Vorderradlenkung oft einen größeren Wendekreis als vergleichbare Standardschlepper. Dieser Nachteil kann durch die Knicklenkung gut kompensiert werden, sodass man wendige Traktoren erhält, die trotzdem die Vorteile eines Schleppers mit vier gleich großen Reifen besitzen. Richtungsänderungen sind durch die Knicklenkung sogar im Stand möglich, was ein präzises Manövrieren bei Frontlader- oder Rückearbeiten ermöglicht. Die Spurtreue des Knicklenkers verstärkt diese Wendigkeit noch, da so auch das Befahren enger Kurven ohne Ausschwenken der hinteren Achsen möglich wird.
Knicklenker sind zudem besonders bei Traktoren für Steillagen beliebt: Durch die kopflastige Bauweise kann in Kombination mit gleich großen Rädern eine Steigfähigkeit von 50-55% erreicht werden. Damit ist der Schlepper auch problemlos für den Einsatz in Hanglage, z.B. im Weinberg, einsetzbar. Zudem hat der Knickschlepper auch bei nachgiebigen Boden in Kurvenlage eine höhere Zugkraft bei vergleichsweise geringen Leistungsbedarf im Gegensatz zu Standardschleppern.
Vorteile von Knicklenkern:
Natürlich hat die Knicklenkung nicht nur Vorteile. Ein deutlicher Nachteil ist die Stabilität: Beim Abknicken des Rahmens verlagert sich das Gewicht des Schleppers nach Außen und die Kippgefahr des Traktors steigt. Moderne Sicherheitssysteme können die Standsicherheit zwar verbessern, insbesondere bei hohen Zuladungen ist aber ein geübter Fahrer nötig, um den Knicklenker sicher zu manövrieren. Auch bei höheren Geschwindigkeiten ist die Fahrstabilität schlechter als bei einer normalen Achsschenkellenkung. Auch können Knicklenker nicht im Hundsgang gefahren werden. Zudem sind Traktoren mit Knicklenkung oftmals deutlich teurer als das gleiche Modell mit herkömmlicher Vorderradlenkung.
Auch wenn Knicklenker heute seltener hergestellt werden, haben sie in manchen Anwendungsbereichen immer noch einen festen Platz. Insbesondere im Weinbau und in Steillagen werden Knicklenker gerne aufgrund ihrer hohen Wendigkeit und ihrer hohen Steigfähigkeit eingesetzt. Aber auch im kommunalen Bereich sind Knicklenker noch beliebt, da sie sich insbesondere in engen Innenstädten sehr gut rangieren lassen. Eine Maschinenklasse, in welcher die Knicklenkung noch vergleichsweise häufig genutzt wird, sind Hof- und Radlader, da die hohe Wendigkeit bei Frontlader- und Verladearbeiten auf engem Raum besonders vorteilhaft ist.
Ob im Weinbau, in Reihenkulturen oder für kommunale Zwecke - Knicklenker sind für viele Einsatzgebiete geeignet. Durch ihre große Wendigkeit und Geländegängigkeit können sie ihre Vorteile besonders bei beengten Verhältnissen oder bei der Arbeit am Hang ausspielen.